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Digitalisierung auf der Baustelle

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Auf dem Papier ist der Bau längst digital. Hochglanzbroschüren preisen smarte Baustellen mit 3D-Modellen, digitalen Planunterlagen und KI-gestützter Planung an. In der Realität aber sind es oft Excel-Tabellen, handschriftliche Bautagebücher und schlecht synchronisierte Kommunikationskanäle, die den Takt angeben.

Die Digitalisierung ist da – aber häufig nur als Fassade. Wer genau hinschaut, erkennt: Zwischen dem, was technisch möglich ist, und dem, was tatsächlich passiert, klafft eine gewaltige Lücke.

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BIM, Drohnen, 3D-Druck – Hype vs. Praxis

Building Information Modeling (BIM) gilt als Schlüsseltechnologie. Es verspricht transparente Prozesse, weniger Fehler und effizientere Abläufe. In der Praxis jedoch wird BIM oft nur in Teilen genutzt – als Modell, nicht als durchgängiger Prozess.

Auch Drohnen und 3D-Druck sind mehr Buzzword als Alltag. Ja, es gibt Pilotprojekte und positive Ansätze. Doch bis zur flächendeckenden Anwendung fehlen Ressourcen, Know-how und vor allem: der Wille zur echten Veränderung. Technologie allein macht noch keine digitale Baustelle.

two businessmen working on a computer at office

Schnittstellenprobleme und fehlende Standards

Eines der größten Probleme: Digitale Tools sprechen oft nicht dieselbe Sprache. Architekturbüro, Bauunternehmen, Fachplaner und Handwerksbetriebe nutzen unterschiedliche Systeme – und die kommunizieren selten reibungslos miteinander. Datenformate passen nicht, Informationen gehen verloren oder sind veraltet, wenn sie ankommen. Ohne verbindliche Standards bleibt die Digitalisierung Stückwerk. Ein digitales Projekt braucht durchgehende Datenketten – und die gibt es aktuell nur selten.

Die Rolle von Aus- und Weiterbildung

Selbst die besten Tools nützen nichts, wenn niemand sie bedienen kann. Viele Bauleiter, Poliere und Handwerker wurden in einer analogen Welt ausgebildet. Tablets auf der Baustelle? Für viele ist das eher Belastung als Erleichterung. Schulungen und Weiterbildungen werden zwar angeboten, doch oft fehlt die Zeit – oder die Inhalte treffen nicht den Arbeitsalltag.
Die Folge: Frustration statt Fortschritt. Wer Digitalisierung will, muss auch in Köpfe investieren. Digitale Kompetenz gehört heute genauso zur Grundausstattung wie Helm und Sicherheitsschuhe.

Praxisbeispiel: „Viega World“ – Digitale Planung bis ins Detail

Ein Vorzeigeprojekt im Hochbau ist das Weiterbildungszentrum „Viega World“ in Attendorn-Ennest von heinlewischer. Der gesamte Planungs- und Bauprozess lief dort vollständig digital – vom ersten Entwurf bis zur Inbetriebnahme. Mithilfe eines durchgängigen BIM-Modells wurden Architektur, Haustechnik, Energieeffizienz und Gebäudebetrieb integriert geplant. Alle Fachgewerke arbeiteten am selben digitalen Zwilling, was nicht nur die Koordination verbesserte, sondern auch Planungsfehler und Nachträge deutlich reduzierte.

Die Vorabzertifizierung nach DGNB-Platin unterstreicht: Wenn Struktur, Strategie und digitale Kompetenz zusammenkommen, entsteht echte Bauqualität – effizient, nachhaltig und präzise.



Digitalisierung braucht Struktur, nicht nur Tools

Die Digitalisierung der Baustelle scheitert nicht an der Technik. Es gibt genug Lösungen, Plattformen und Ideen. Was fehlt, ist Struktur. Standards, Schnittstellen und Schulung – das sind die wahren Stellschrauben. Wer Digitalisierung ernst meint, muss Prozesse neu denken, nicht nur Tools einkaufen. Nur dann wird aus der digitalen Show echter Fortschritt.